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Landesliga: FC Vorwärts - Kickers Selb 1:2 (0:2)

FC Vorwärts Röslau: Blechschmidt - Smrha, Knoblauch, Benker, Kahrig (60. Mahsun), Hofweller, Hermann, Tonka, Schmidt (74. Kudoglu), Sturm (83. Knoblauch), Gezer.

Sener nicht unzufrieden

Kickers Selb: Sourek - Rehak, Winter, Kura, Redondo, Siniawa, Sedlacek, Wild (90. Müller), Hamann, Knoll, Schneider.

Schiedsrichter: Stühler (Oesdorf). - Zuschauer: 1038. - Tore: 22. und 45. Min. Wild 0:1 und 0:2, 88. Min. Tonka 1:2. - Gelb-Rote Karte: Knoll (74./Selb).

Solche Spieler will jeder gern haben. Danny Wild konnte sich nach dem mit über 1000 Zuschauern bestens besuchten Fichtelgebirgsderby in der Fußball-Landesliga kaum vor Umarmungen retten. Jeder wollte ihn abklatschen - und ihm dazu gratulieren, erneut der Spieler des Spiels gewesen zu sein. Auch hinter seinem Rücken gab es - selbst von neutralen und gegnerischen Fans - anerkennende Worte. "Der macht eben den Unterschied aus", hieß es dann. Und es stimmte. Der ehemalige Regionalliga-Spieler war der Mann, der die prestigeträchtige Partie entschied. Im Alleingang? "Nein, nein", sagte er. "Ich bin von meinen Mitspielern abhängig. Ich hatte heute ein leichtes Spiel."

Seine Worte sind gewissermaßen Understatement. Warum soll er sich auch selbst loben? Er lässt Tore sprechen. Die einzige Sprache, die in einem Derby zählt. Vor allem in diesem Spiel vor der imposanten Kulisse von mehr als 1000 Zuschauern am Mittwochabend. Viele verließen die Röslauer "Hut" mit zwei Erkenntnissen: Einerseits eben jener Faszination über die Stärken des Kickers-Neuzugangs, andererseits einer gewissen Ratlosigkeit, wie sie das Spiel bewerten sollen. War der Sieg verdient? Hätte Röslau doch noch mit der Schlussoffensive das Unentschieden verdient gehabt? Selbst die Trainer taten sich mit einer Analyse schwer.

"Wir gehen als mehr oder weniger glücklicher Sieger vom Platz", sagte Martin Damrot, der Kickers-Coach. Die Aussage entspricht insofern den Tatsachen, weil die Selber 2:0-Pausenführung schmeichelhaft hoch war. Das Spiel gab ein 2:0 eigentlich nicht her - zumindest nicht für die Kickers. Denn die besseren Chancen hatte Röslau. Schon nach wenigen Sekunden verzog Kaan Gezer nur knapp. Auch danach hatte Vorwärts mehr vom Spiel. "Den einzigen Vorwurf, den ich meinem Team machen kann, ist: Wir haben die Tore nicht gemacht", sagte Röslaus Trainer Ali Sener. Und ohne seinen Namen zu nennen, meinte er seinen eigentlich so treffsicheren Stürmer Ertac Tonka. Er hatte gleich zwei sogenannte Hundertprozentige auf dem Fuß. "Wir hätten auch mit 1:2 hinten liegen können", gestand angesichts der dicken Chancen auch Danny Wild.

Er konnte die Worte mit großer Leichtigkeit sagen, denn im Gegensatz zu Tonka behielt Wild die Ruhe vor dem Tor. Erst nach der Vorlage von Waldemar Schneider, dann nach einem feinen Pass von Kevin Winter in die Gasse. Zwei schön herausgespielte Tore, zwischen denen die beiden Tonka-Chancen lagen. Es waren die zentralen Momente des Spiels. Denn wenn Tonka mit den beiden Chancen die Partie gedreht hätte, dann hätte alles womöglich einen völlig anderen Verlauf genommen.

Obwohl die Kickers letztlich den zweiten Sieg im zweiten Saisonspiel einfuhren, rissen sie die Fans nicht unbedingt von den Sitzen. "Wir haben zwar gewonnen, haben aber spielerisch noch viel Luft nach oben", sagte Damrot. Spielerisch war vor allem der erste Abschnitt eine Enttäuschung - nur abgemildert durch die zwei Aktionen, die zu den Toren führten. "Das Positive ist, dass wir das Spiel gewonnen haben", sagte Damrot weiter. Den Sieg verdiente sich sein Team immerhin nach der Pause. Eine halbe Stunde lang dominierten die Gäste das Geschehen - und hätten sogar die Führung ausbauen können. Allein Wild hatte noch zwei Tore auf dem Fuß. Und so schien es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Favorit den Sack zumachen würde. Tat er aber nicht. Im Gegenteil.

Mit der Gelb-Roten Karte für Kevin Winter nach 74 Minuten kam wieder Feuer ins Spiel. Und als dann Tonka doch noch seinen Torriecher wiederentdeckte und zum 1:2 traf, war wieder alles drin. Selb in Unterzahl, Röslau am Drücker. Die Schlussoffensive brachte den Kickers-Strafraum zwar zum Brennen, doch mehr war nicht. Der Ball wollte nicht mehr ins Tor. Es wäre wohl - über die 90 Minuten gesehen - auch nicht ganz gerecht gewesen. Selb war das eine Tor besser - auch dank der Qualitäten eines Danny Wild.

Und der freut sich natürlich über seinen starken Saisonstart mit sechs Toren in zwei Spielen: "Das hätte ich, ehrlich gesagt, nicht so erwartet. Einen besseren Einstand kannst du dir als Spieler gar nicht wünschen." 

Der Röslauer Trainer Ali Sener wusste nach dem Spiel nicht so recht, wie er die Partie bewerten sollte. Nicht schlecht gespielt, trotzdem verloren. "Wir haben gut ausgehen", sagte er. Neben den vergebenen Chancen machte sein Team aber einen entscheidenden Fehler: Sie fingen zu einfach die Gegentore. "Die zwei Situationen waren extrem unglücklich. Unser Plan wäre eigentlich aufgegangen. Wir haben Selb ihrer Waffen beraubt." Denn Marco Siniawa war aus dem Spiel, und auch Waldemar Schneider hatte nur wenige Aktionen. Nur Danny Wild bekam sein Team nicht in den Griff. Allerdings stellt sich die Frage, ob seine Elf nicht die Emotionalität vermissen ließ, die Sener vor dem Spiel von seinen Jungs ausdrücklich gefordert hatte. Fehlte sie also dem Coach, weil das Spiel seiner Elf zeitweise emotionslos wirkte? "Mir hat sie nicht gefehlt", antwortete er. "Ich habe den Jungs gesagt, dass sie das Spiel so angehen sollen, wie jedes andere Spiel auch. Wenn zu viele Emotionen reinkommen, dann besteht die Gefahr, dass wir verkrampft wären."

                                               Marcus Schädlich, Frankenpost

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Veröffentlichung

Mi, 17. Juli 2019

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