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Landesliga: SpVgg Selbitz - FC Vorwärts 1:1 (0:1)

SpVgg Selbitz: Möschwitzer – Ermer, Mallik, Schuberth, Damrot (84. Hager), Winter, Keilwerth (66. Schott), König (76. Hübler), Lang, Elbl, Widmaier.
FC Vorwärts Röslau: Blechschmidt – Smrha, Zakrzewski, Knoblauch (84. Neumann), Sieg (46. Yavuz), Benker, Hermann, Sturm, Jankovsky (75. Lauton), Walther, Siniawa.
Schiedsrichter: Frank (Uttenreuth). – Zuschauer: 235. – Tore: 42. Min. Siniawa 0:1, 71. Min. Elbl 1:1. – Gelb-Rote Karte: Winter (88./SpVgg) wegen wiederholten Foulspiels.
Wer am vergangenen Samstag Gartenarbeit dem Fußball vorzog, sein Holz einlagerte oder eine Herbstwanderung unternahm, tat gut daran. Denn was die wenigen Zuschauer im Landesliga-Nachbarduell auf der Selbitzer Au spielerisch geboten bekamen, verbreitete über weite Strecken Langeweile und lag irgendwo zwischen wenig bis gar nichts.
Für Unterhaltungswert sorgten allein die am Spielfeldrand leidenschaftlich dirigierenden Trainer. Wobei Vorwärts-Coach Rüdiger Fuhrmann in punkto Gestenreichtum und Wortwahl als klarer Punktsieger hervorging. „Furchtbar“ fauchte er nach einer guten halben Stunde aus seiner Ecke, winkte immer wieder resignierend ab. Der Vulkan stand vor dem Ausbruch. Mancher machte sich ernsthafte Gedanken um die Gesundheit des 54-Jährigen. Seine leicht favorisierten Röslauer mussten am Ende sogar froh sein, wenigstens den einen Zähler mitgenommen zu haben. Fanden sie doch kaum Zugriff auf die Partie, wirkten fahrig, ideen- und drucklos.
Vor allem von seinen Führungsspielern zeigte sich Fuhrmann arg enttäuscht. Teilweise „blind“ hätten sie agiert, obwohl er klare Anweisungen gegeben habe. Eine ungewöhnlich hohe Fehlpassquote erstickte zudem jede Aktion im Keim und brachte den Trainer weiter in Rage. Das von den Selbitzern konsequent durchgezogene Pressing bereits in des Gegners Hälfte zeigte Wirkung. Die viel zu statisch agierenden Vorwärts-Kicker schoben sich im Niemandsland die Bälle meist ohne Raumgewinn zu, wussten wenig damit anzufangen. Zusammenhängende Aktionen? Fehlanzeige. Obwohl die Selbitzer lange Zeit auch keine Bäume ausrissen und in Sachen Fehlpässe und Befreiungsschläge kaum nachstanden, wirkten sie zumindest etwas strukturierter, ließen aber in letzter Konsequenz die Präzision vermissen. Trainer Markus Häßler relativierte die Vorstellung: „Man muss auch sehen, wo wir herkommen. Es ging darum, nach dem 0:7 in Neudrossenfeld eine Reaktion zu zeigen, und das ist uns gelungen. Leider wurde der Aufwand nur mit einem Punkt belohnt.“
Das Chancenverhältnis in Halbzeit eins bis zur 42. Minute spricht Bände: Röslau mit null, Selbitz mit zwei halben Möglichkeiten durch Winter. Dass der FC Vorwärts dann doch in Führung ging, hatte er glücklichen Umständen zu verdanken. Marco Siniawa fasste sich einmal ein Herz und ein Abwehrspieler fälschte seinen haltbaren Ball zu einer Bogenlampe ab, die hinter dem verdutzten Mario Möschwitzer unhaltbar ins Netz fiel. Ein Treffer quasi aus dem Nichts und ein Schock für die Hausherren kurz vor dem Pausenpfiff.
Röslau auf der Siegerstraße? Mitnichten. „Dieses Tor hat vieles kaschiert“, räumte Fuhrmann treffend ein. Denn nach einem fünfminütigen Strohfeuer zum Wiederbeginn fand Röslau nicht mehr statt. Dagegen bekamen die Hausherren mehr und mehr Oberwasser. Vor allem Sturmführer Fabian Elbl und der pfeilschnelle Yannick Schuberth auf der linken Angriffsseite schufen Gefahr. Kevin Winter zielte aussichtsreich übers Tor, und als Martin Damrot im Strafraum umgestoßen wurde, entschied der insgesamt gute Schiedsrichter: nicht elfmeterreif.
 Dann aber tat Trainer Häßler den entscheidenden Griff, brachte Sebastian Schott für den sichtlich angeschlagenen Andre Keilwerth. Das sorgte für noch mehr Offensivgeist. Keine zwei Minuten war der nach einem Kreuzbandriss gerade genesene Spezialist für Standardsituationen auf dem Feld, da durfte er auch schon zu seiner Lieblingsdisziplin ran. Raffiniert zirkelte er den Freistoß-Ball aus rund 18 Metern um die Mauer, wo er vom Innenpfosten ins Feld zurücksprang. Fabian Elbl schaltete am schnellsten und jagte ihn vehement und zu dem Zeitpunkt längst verdient in die Maschen zum Ausgleich.
Selbitz hatte nun endgültig Rückenwind,  wollte mehr. Allerdings machten es ihnen die Röslauer auch leicht, die nichts mehr zuzusetzen hatten und wie ein angeschlagener Boxer in den Seilen taumelten. Nur irgendwie den Punkt über die Zeit bringen, schien die Devise noch zu lauten. Dabei hatte Fuhrmann, wie er hinterher erklärte, „auf Sieg gewechselt“. Doch weder Yavuz noch der allerdings grippegeschwächte Lauton konnten etwas bewirken. Enttäuscht zeigte sich der Coach vor allem von seinen Routiniers Zakrzewski, Smrha sowie Jankovsky, die für keine Ordnung sorgen konnten. So hatte Schuberth das 2:1 für Selbitz genauso auf dem Schlappen, wie Sebastian Schott, dessen Ball Keeper Blechschmidt noch an die Latte bugsierte. Die größte Möglichkeit vergab Kevin Winter fünf Minuten vor dem Ende. Abermals reagierte der durch die Luft wirbelnde Blechschmidt aus kurzer Distanz glänzend.
„Ich glaube, Röslau kann sich bei uns bedanken, dass sie einen Punkt mitnehmen durften“, bedauerte Markus Häßler, dass es am Ende nicht zu den verdienten drei Punkten reichte. „Wie man ohne Torchance ein 1:1 erzielen kann, ist eine Kunst“, richtete er einen Gruß an die Gäste-Adresse. Rüdiger Fuhrmann wich am Samstag von seiner üblichen Art ab, ein Spiel erst sacken zu lassen und später aufzuarbeiten. Schnurstracks eilte er in die Kabine und machte seinem Ärger Luft. Anschließend berichtete er: „Meine Jungs haben einen Aufstrich erhalten, an den sie hoffentlich noch lange denken werden.“  Peter Perzl, Frankenpost

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Veröffentlichung

So, 25. Oktober 2015

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